Hermann von Boyen

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Biografie

LEOPOLD HERMANN LUDWIG VON BOYEN

* 23. Juni 1771 in Kreuzburg/Ostpr., † 15. Februar 1848 in Berlin

Leopold Hermann Ludwig von Boyen
  • Preußischer Generalfeldmarschall
  • Kriegsminister 1814-1819 und 1841-1847
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23.06.1771 - Leopold Hermann Ludwig von Boyen wird als Sohn des Regimentskommandeurs und Oberstleutenants Johann Friedrich von Boyen und seiner Ehefrau Hedwig Sophie geborene von Holtzendorff zu Kreuzburg geboren. Die Familie stammt ursprünglich aus den Niederlanden. Der Stammvater dieses Zweiges diente als Oberst im schwedischen und im niederländischen Heer, bevor er sich nach dem Westfälischen Frieden in Ostpreußen niederließ. Da der Junge früh seine Eltern verliert, nimmt sich eine unverheiratete Schwester seines Vaters seiner liebevoll an und sorgt für eine gute Erziehung. Sein Onkel Ernst Johann Sigismund von Boyen ist preußischer General der Kavallerie und Ritter des Schwarzen Adlerordens.

April 1784 - Hermann von Boyen tritt 13jährig als Gefreiterkorporal in das Infanterieregiment "von Anhalt" zu Königsberg. Auf der dortigen Kriegsschule unter Kapitän von Rauch und durch den Besuch von Vorlesungen von Kant und Krauß erwirbt er sich eine gute Ausbildung. Es werden ihn lebenslang Dichtkunst und Geschichte beschäftigen.

Dezember 1786 - Der 15jährige Gefreitenkorporal Hermann von Boyen wird Portepeefähnrich und in das Infanterieregiment "von Wildau" versetzt.

Mitt April 1788 - Der 17jährige Portepeefähnrich Hermann von Boyen absolviert als Sekondeleutnant die Kriegsschule in Königsberg, wo ihn die Vorlesungen Kants aufgrund dessen ethischer Vorstellungen stark beeindruckten.

1794 - Der Sekondeleutnant Hermann von Boyen nimmt als Adjutant des Generals von Günther am Feldzug in Polen teil.

1799 - Hermann von Boyen wird Stabskapitän im Regiment Prinz George von Hohenlohe. Im August des selben Jahres schreibt er einen Aufsatz "Über die militärischen Gesetze", der eine menschenwürdige, edle Praxis postuliert. Da von Boyen nun von manchen Kameraden als "Büchersoldat" verschrieen wird, wird seine Beförderung verlangsamt werden.

1806 - Der StabsKapitän Hermann von Boyen schreibt einen neuen Aufsatz "über die Führung des zu erwartenden Krieges" und reicht diesen dem Generalkriegscollegium ein. Durch die dort erregte positive Wahrnehmung seiner Person wird er zum "Officier à la suite Seiner Majestät" ernannt und macht als solcher den unglücklichen Feldzug gegen Napoléon mit. Bei Auerstädt am Fuß verwundet und im Haus vom Steins zu Weimer gepflegt, erfreut er sich der Bekanntschaft mit der Familie Herder und mit Wieland, der ihn eindringlich bittet, den Degen mit der Feder zu tauschen.

1807 - Hermann von Boyen wird als Kapitän der Generalstabe zu dem am Narew gegen Massena stehenden russischen Korps abkommandiert.

31.07.1807 - Kapitän Hermann von Boyen hat großen Anteil an Gerhard von Scharnhorsts Denkschrift, durch welche die Errichtung einer Nationalmiliz zur Herstellung einer allgemeinen Landesbewaffnung vorgeschlagen wird, die als eine große Reserve der königlichen Armee dienen könnte.

31.07.1807 - Hermann von Boyen heiratet in Gumbinnen Antoinette Amalie Berent (* 1780)

31.01.1808 - Kapitän Hermann von Boyen wird zum Major befördert und beginnt kurz danach seine Tätigkeit in der "militärischen Reorganisierungskommission. Er wird hier Gerhard von Scharnhorst treu zur Seite stehen und einer der entschiedensten Verfechter der kühnen Reformen seines Chefs werden, jedoch genau wie dieser die Opposition von vielen ausgezeichneten Offizieren erfahren.

1810 - Major Hermann von Boyen wird als Oberstleutnant Direktor der Abteilung im Kriegsministerium für den Militärvortrag im Kabinett des Staatskanzlers Karl August von Hardenberg.

1811 - Gemeinsam mit Gerhard von Scharnhorst und August Neidhardt von Gneisenau versucht Hermann von Boyen König Friedrich Wilhelm III. zum Krieg gegen Frankreich zu bewegen.

1812 - Nach dem Bündnis Preußens mit Frankreich nimmt Hermann von Boyen als Oberst seinen Abschied und geht nach einem Besuch in Wien nach Russland wie viele andere preußische Offiziere, die einen Kriegseintritt gegen Frankreich bevorzugen und lebt in St. Petersburg.

09.03.1813 - Nach rund einem Jahr im Dienste Russlands trifft Oberst a.D. Hermann von Boyen nach dem Seitenwechsel des preußischen Königs wieder bei Friedrich Wilhelm III. in Breslau ein und wird von ihm zum Chef des Generalstabes des 3. Armeecorps ernannt.

02.05.1813 - Nach dem Frankreichs und einiger Rheinbundstaaten über preußische und russische Einheiten in der Schlacht bei Großgörschen im Königreich Sachsen wird Oberst Hermann von Boyen die Mobilmachung in der Mark Brandenburg und falls nötig die Verteidigung Berlins übertragen.

08.12.1813 - Hermann von Boyen, der Chef des preußischen Generalstabes des 3. Armeecorps, wird während des Waffenstillstands mit Frankreich für sein Verhalten in der Schlacht bei Dennewitz mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und zum Generalmajor befördert.

03.06.1814 - Unter der Verleihung des Ordens "Pour le Mérite" löst Generalmajor Hermann von Boyen nach dem Ersten Pariser Frieden Karl Georg Albrecht Ernst von Hake als Geheimer Staats- und Kriegsminister des Königreiches Preußen ab.

03.09.1814 - In kurzer Zeit gibt der neue Geheime Staats- und Staats- und Kriegsminister Hermann von Boyen dem Land eine große Zahl hochwichtiger, organischer Gesetze, an deren Spitze das heute verkündete Gesetz "Über die allgemeine Verpflichtung zum Kriegsdienst" steht. Dieses Gesetz soll als Grundlage des preußischen Wehrfähigkeit den militärischen Erfolg über Frankreich sichern und im Volk frische moralische Kraft und Zuversicht in seine Soldaten bewirken. Von Boyen fordert, dass jeder preußische Bürger nach seiner Armeedienstzeit bis zum 39. Lebensjahr der Landwehr angehören und damit die Kluft zwischen Armee und Volk überwunden werden.

März 1817 - Der preußische Geheime Staats- und Staats- und Kriegsminister Hermann von Boyen widmet "Sr. Majestät dem König Friedrich III., dem Stifter unserer gegenwärtigen Kriegsverfassung" eine "Darstellung der Grundsätze der alten und der gegenwärtigen Kriegsverfassung Preußens", die er als Handschrift angesehen wissen will und nicht für die öffentliche Bekanntmachung bestimmt, und die daher auch nicht gedruckt, sondern nur lithografiert wird.

02.04.1818 - Der preußische Geheime Staats- und Staats- und Kriegsminister Hermann von Boyen wird zum Generalleutnant befördert. Mit dieser Beförderung will der König offenbar die reaktionäre Stimmung in regierenden Kreisen gegenüber der Errichtung der Landwehr entgegentreten und dem Kriegsminister sein besonderes Vertrauen aussprechen.

25.12.1819 - Zum Schmerz seiner Gesinnungsgenossen in Regierung und Armee tritt der Geheime Staats- und Kriegsminister und Generalleutnant Hermann von Boyen von allen Ämtern zurück und wird mit 48 Jahren Privatier. Er plant, mehrere zeitgeschichtliche Betrachtungen zu veröffentlichen. Sein Nachfolger im Amt des Kriegsministers wird sein Vorgänger Karl Georg Albrecht Ernst von Hake.

1822 - Der ehemalige Geheime Staats- und Staats- und Kriegsminister Hermann von Boyen tritt in die "Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin" ein und beschäftigt sich weiterhin mit geschichtlichen Studien.

22.11.1840 - Die Thronbesteigung König Friedrich Wilhelms IV. gibt dem ehemaligen Geheimen Staats- und Kriegsminister und Generalleutnant Hermann von Boyen den Anlass, nach 21 Jahren wieder in den öffentlichen Dienst zurückzukehren, als ihn der König zum General der Infanterie befördert.

01.03.1841 - Der ehemalige preußische Geheime Staats- und Staats- und Kriegsminister Hermann von Boyen, der im November des Vorjahres nach 21 Jahren im Ruhestand vom neuen König von Preußen wieder reaktiviert und zum General der Infanterie befördert wurde, übernimmt nun nach 1814-1819 zum zweiten Mal das Amt des Kriegsministers. Außerdem wird er zum Chef des Staatsministeriums ernannt. Mit seinen inzwischen 70 Jahren tritt von Boyen das hohe Amt mit großer Lebendigkeit und Frische an, die er sich durch Körperübungen und Studien bewahrt hat.

15.06.1841 - Der wieder ernannte preußische Kriegsminister und General Hermann von Boyen nimmt in Begleitung des Königs Friedrich Wilhelm IV. am Jahrestag der Schlacht von Waterloo ("Belle-Alliance-Schlacht") an der Enthüllung des Gneisenau-Denkmals in Sommereschenburg teil. Bei dieser Gelegenheit lässt sich Friedrich Wilhelm IV. durch den ältesten Sohn Gneisenaus das Band des schwarzen Adlerordens ablösen und schmückt damit von Boyen als echten Freund des großen Verewigten.

1842 - Staats- und Kriegsminister Hermann von Boyen wird Chef des 1. Infanterieregiments, welches jetzt "Kronprinz" heißt, aber das selbe Regiment ist, bei welchem er 1784 eingetreten ist.

19.11.1842 - Staats- und Kriegsminister Hermann von Boyen erhält die 19. Ehrenbürgerschaft Berlins.

1847 - Der preußische Kriegsminister veröffentlicht eine als Manuskript gedruckte Schrift "Überblick der preußischen Heeresverfassung und ihrer Kosten seit dem Tode des großen Kurfürsten". Doch vermag er nun nicht mehr die schwere Last des Staatsamtes zu tragen. König Friedrich Wilhelm IV. entspricht seinem Wunsch auf Entlassung und ernennt ihn zum Generalfeldmarschall und Gouverneur der Invaliden.

15.02.1848 - Der ehemalige preußische Kriegsminister und General Hermann von Boyen stirbt in Berlin. Seinem Wunsche gemäß soll er dicht neben Gerhard von Scharnhorst auf dem Berliner Invalidenkirchhof bestattet werden. Aus seiner Ehe mit der jüngsten Tochter des Kammer-Assistenzrats Berent in Gumbinnen hinterlässt er einen Sohn Hermann, der bereits zum preußischen Offizierscorps gehört, sowie drei Töchter, welche als Ehrenstiftsdamen zu Berlin leben. — König Friedrich Wilhelm IV. schafft dem Dahingeschiedenen ein hochbedeutungsvolles Denkmal, indem er der ostpreußischen Feste Loetzen den Namen "Boyen" gibt und die sechs Bastione derselben nach Boyens Vornamen und dessen Losung: "Recht, Licht und Schwert" benennen wird.

31.03.1871 - Bei einem Empfang der Senioren des Eisernen Kreuzes spricht Kaiser Wilhelm I. über Hermann von Boyen: "Wir müssen anerkennen, dass wir nur auf den Grundlagen weiter gebaut haben, welche 1813, 1814 und 1815 gelegt worden sind, und damit auch das große Verdienst der Männer jener Zeit, insbesondere Boyens, der leider oft und lange verkannt worden ist."

Die Ämter des Hermann von Boyen
(Königreich Preußen)
Vorgänger Amt Nachfolger
Karl Georg Albrecht Ernst von Hake
1810-1813
Geheimer Staats- und Kriegsminister
1814-1819
Karl Georg Albrecht Ernst von Hake
1819-1833
Gustav von Rauch
1835-1841
Staats- und Kriegsminister
1841-1847
Ferdinand von Rohr
1847-1848

Quellen: