Fränkisches Reich 580

Aus Oteripedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Franken.gif

FRÄNKISCHES REICH

Dekade 580-589

Regionale Hauptorte: Paris und Metz
Staatsform: Monarchie

Hauptseite Map Frankenreich 561.jpg
Jahres-Chroniken
Länderchroniken
Ereignis
frühere Chroniken Deutschlands
frühere Chroniken Frankreichs
Chronik des Stammesverbandes der Franken der folgenden Dekaden
480 / 490 / 500 / 510
Chronik des Fränkischen Reiches der folgenden Dekade
ab 511 / 520 / 530 / 540 / 550 / 560 / 570
01.01.580
Franken.gif
Fränkisches Reich
Die Herrscher des Fränkischen Reiches am Beginn der Dekade
Franken.gif Funktion Name seit Jahre
Gontran.jpg
König
(Teilkönigreich Burgund)
Gontran
(Guntram)
561
19
Chilperic I.jpg
König
(Teilkönigreich Neustrien)
Chilperic I.
(Chilperic I.)
561
19
70px
König
(Teilkönigreich Austrasien)
Childebert II.
25.12.575
5

Clovis, der Sohn von König Chilperic I. von Neustrien, der als Heerführer tätig war, gerät nach dem Tod seiner Brüder in Konflikt mit seiner Stiefmutter Fredegunde. Auf Befehl Chilperics wird er verhaftet und Fredegunde übergeben, die ihn in Noisy-le-Grand gefangenhält und schließlich ermorden lässt.

581
Franken.gif
Fränkisches Reich

In Austrasien kommt es zu einem Umsturz, durch den die Regentin Brunichild ihre Machtstellung einbüßt. Der Hintergrund ist ein andauernder Machtkampf zwischen Brunichild, die für ein starkes Königtum eintritt, und austrasischen Führern, welche die Unmündigkeit des Königs nutzen, um ihren Einfluss auf Kosten des Königtums zu stärken. Die neuen Machthaber, unter denen der Bischof Aegidius (Egidius) von Reims offenbar die Hauptrolle spielt, wenden sich gegen Gontran und verbünden sich mit Brunichilds Feind Chilperic. Dieser hat zu diesem Zeitpunkt keine männlichen Nachkommen; seine älteren Söhne sind bereits gestorben, weitere Kinder noch nicht geboren. Daher vereinbart er mit einer Gesandtschaft unter Führung des Aegidius, dass für den Fall seines Todes ohne Erben Childebert II. sein Nachfolger sein soll; die neuen Verbündeten beschließen, gemeinsam gegen Gontran vorzugehen, ihn zu besiegen und dann sein Reich untereinander aufzuteilen. Dabei handelt der Bischof eigenmächtig ohne das Einverständnis des jugendlichen Königs Childebert, der den Bruch mit Gontran nicht will. Chilperic bereitet nun mit seinen austrasischen Verbündeten einen Großangriff auf das Reich Gontrans vor. Nach dem Tod des Hausmeiers Gogo wird Waldelenus dessen Nachfolger am austrasischen Hof in Metz.

583
Franken.gif
Fränkisches Reich

Die Witwe von Sigebert I., dem verstorbenen König von Austrasien, unternimmt einen Umsturz in Austrasien und reißt die Macht an sich. Waldelenus, der seit zwei Jahren Hausmeier ist, übersteht den Umsturz ohne Schaden und kehrt in sein Heim nach Besançon zurück. Waldelenus wird zum einflussreichen Förderer der Missionstätigkeit des Kolumbanus avancieren, die entscheidend zur Christianisierung der Gebiete nördlich der Alpen beitragen wird. Beide Männer verbindet eine tiefe Freundschaft, wie die Vita Columbani des Jonas von Bobbio berichten wird – so übernimmt Kolumbanus die Patenschaft für Donatus, den ältesten Sohn des Dux.

Herbst 584
Franken.gif
Fränkisches Reich

König Chilperic I. von Neustrien wird in Chelles im 49. Lebensjahr und nach 23 Jahren auf dem Thron bei der Rückkehr von der Jagd ermordet. Der Urheber des Anschlages ist unbekannt; es soll sich um eine Verschwörung unzufriedener Höflinge im Einvernehmen mit austrasischen Großen handeln. Chilperics Sohn Clotaire II. ist erst wenige Monate alt, daher muss die Witwe Fredegunde sich unter den Schutz Gontrans, des Bruders des Ermordeten und Königs von Burgund, stellen, der nun in Paris einziehen wird. Chilperic wird in der Kirche St. Vincent in Paris beerdigt werden Er war ein Sohn des Königs Clotaires I. aus dessen Ehe mit Arnegunde. Der bisherige Hausmeier Neustriens, Waddo, wird durch Landrich ersetzt; dieser übernimmt die Regierung in Neustrien. Chilperic war für einen Merowinger relativ gebildet und zeigte ein für damalige Herrscher ungewöhnlich starkes Interesse an kulturellen Belangen. Er diskutierte über die Trinität und verfasste eine Schrift darüber, worin er die Unterscheidung von Personen in der Dreifaltigkeit ablehnte und die Einheit Gottes betonte. Diese Auffassung (Sabellianismus) war schon in der Antike von der Kirche verworfen worden und war nach katholischer Auffassung eine Häresie. Er schrieb sogar lateinische Gedichte, die nicht mehr nach antiker Metrik auf der geregelten Abfolge kurzer und langer Silben beruhten, sondern – wie später im Mittelalter üblich – auf dem Rhythmus, der sich an der natürlichen Betonung orientiert. Eines dieser Gedichte, ein Hymnus auf den heiligen Medardus, ist erhalten. Außerdem fügte Chilperic dem lateinischen Alphabet vier neue Buchstaben hinzu, um es den Erfordernissen des fränkischen Lautsystems anzupassen. Er befahl, die neuen Schriftzeichen überall im Schulunterricht zu verwenden. Zeitweilig lebte an Chilperics Hof der Dichter Venantius Fortunatus, der als Hofdichter den Herrscher rühmte. Chilperic war sehr bemüht, römische imperiale Herrlichkeit für die Merowinger wieder in Szene zu setzen. So baute er in Soissons einen Circus und ein Amphitheater, welche aber aufgrund der fehlenden Nachhaltigkeit in der Kultur der Merowinger nicht überdauerten. Auch beauftragte er im Sinne der römischen Kaiser, Getreide einzukaufen und im Land zu verteilen. So übernahm er kaiserlich-römische Traditionen, ohne diese jedoch substantiell wieder beleben zu können. Der Bischof und Geschichtsschreiber Gregor von Tours, der Chilperic gut kannte, beurteilt ihn äußerst negativ. Er bezeichnet ihn als Nero und Herodes unserer Zeit. Insbesondere schreibt er, der König habe Personen zu Unrecht verurteilt, um ihr Vermögen zu konfiszieren, und habe Testamente, die zugunsten der Kirchen abgefasst waren, nicht respektiert. Chilperic habe die Kirchen gehasst und die Bischöfe verspottet und oft gesagt: Siehe, unser Schatz ist arm, und unser Reichtum ist an die Kirchen gefallen; keiner herrscht jetzt überhaupt als allein die Bischöfe; unsere Macht ist dahin und an die Bischöfe der Städte gekommen. Nach Gregors Angaben war Chilperic in seinem Reich sehr unbeliebt.

Die aktuellen Herrscher des Fränkischen Reiches
Franken.gif Funktion Name seit Jahre
Gontran.jpg
König
(Teilkönigreich Burgund)
Gontran
(Guntram)
561
23
70px
König
(Teilkönigreich Neustrien)
Clotaire II.
(Chlotar I.)
Herbst 584
-
70px
König
(Teilkönigreich Austrasien)
Childebert II.
25.12.575
9

Nach der Ermordung Chilperics I. muss sich seine Witwe Fredegunde, die als Auftraggeberin für den Mord an Sigebert I., des Bruders des Verstorbenen, angesehen wird, unter den Schutz Gontrans stellen, um ihrem erst wenige Monate altem Sohn Clotaire II. das Erbe zu sichern. Daraufhin begibt sich Gontran nach Paris, um nominell die Regentschaft für Clotaire II. zu übernehmen, während eine Gruppe von Heerführern um Fredegunde regiert. Die Forderung einer Gesandtschaft seines Adoptivsohns Childebert, die eine Auslieferung Fredegundes wegen des Mordes an Sigebert verlangt, weist er zurück. Sein persönliches Verhältnis zu Childebert wird dadurch nicht beeinträchtigt werden.

585
Franken.gif
Fränkisches Reich

Anlässlich der Volljährigkeitserklärung von König Childebert II. von Austrasien findet ein Treffen zwischen ihm und König Gontram I. von Burgund statt, in dem der Burgunderkönig die getroffene Erbvereinbarung bestätigt: Nach dem Ableben Gontrams soll Childebert II. Burgund erben.

23.10.585
Franken.gif
Fränkisches Reich

In Mâcon findet unter dem Vorsitz von König Gontran eine fränkische Synode statt, in der König Gontran den früher freiwilligen Kirchenzehnt zur Pflicht erklärt wird. Die Synode diskutiert viele Fragen, wird aber später meist nur bekannt durch darauf folgende absichtliche oder unabsichtliche Fehlinterpretationen einer nebensächlichen Diskussion werden. Diese geht darum, einem einzelnen Bischof zu erklären, dass seine Behauptung über den Gebrauch des lateinischen Begriffs homo („Mann“, auch „Mensch“) falsch ist. Die Behauptung des Bischofs, dass Frauen nicht als homo zu bezeichnen seien, wird durch vielfältige Zitate der Bibel und anderer Schriften zurückgewiesen (Gregor von Tours, Historiae VIII 20). Es wird auch fälschlich behauptet werden, dass die Synode darüber diskutierte, ob auch Frauen eine Seele haben.

586
Franken.gif
Fränkisches Reich
28.11.587
Franken.gif
Fränkisches Reich

In Austrasien kommt es zu einer ausgedehnten Verschwörung von Feldherren, die darauf abzielte, König Childebert II. zu ermorden und dann seine beiden Söhne, die noch Kleinkinder sind, formal zu Königen einzusetzen; dann würden die Verschwörer faktisch die Macht übernehmen. Die Aufdeckung der Verschwörung zeigt, wie gefährdet die Stellung des jugendlichen Königs ist. In dem zwischen König Childebert II. von Austrasien, dessen Mutter Brunichild und König Gontram I. von Burgund geschlossenen Vertrag von Andelot wird die Erbregelung für Burgund noch einmal bekräftigt. Nach dem Tod von König Gontram I. soll König Childebert II. von Austrasien Burgund erben. Dieser Vertrag dient insbesondere auch der Sicherung des gefährdeten Fortbestands der merowingischen Herrschaft gegen die anderen Großmächte Europas und regelt die Aufteilung früher strittiger Gebiete zwischen den beiden Reichen und die Nachfolge für den Fall, dass beim Tod eines Königs kein mündiger Sohn als Erbe vorhanden ist. Konkret wird vereinbart, dass im Falle von Childeberts Tod Gontram dessen Söhne unter seinen Schutz nehmen und deren Erbrecht sichern würde; Gontram verzichtete für diesen Fall auf einen Erbanspruch, den er als Onkel Childeberts geltend machen könnte. Im Fall von Guntrams Tod soll Childebert II. dessen Reich erben. Ein Erbanspruch Clotaires II., der ebenfalls ein Neffe Guntrams war, soll damit also ausgeschlossen werden.

31.12.589
Franken.gif Fränkisches Reich
Die Herrscher des Fränkischen Reiches am Ende der Dekade
Franken.gif Funktion Name seit Jahre
Gontran.jpg
König
(Teilkönigreich Burgund)
Gontran
(Guntram)
561
28
70px
König
(Teilkönigreich Neustrien)
Clotaire II.
(Chlotar I.)
Herbst 584
5
70px
König
(Teilkönigreich Austrasien)
Childebert II.
25.12.575
14
Die bisherigen Oberhäupter der Franken mit der längsten Herrschaftszeit
Funktion und Amtszeit Name Herrschaftsjahre
Clotaire I.jpg
König der Franken
511-561
Clotaire I.
(Chlothar I.)
50
Childebert I.jpg
König von Paris und Burgund
511-558
Childebert I.
47
70px
Herzog der Sugambrer
317-358
Genobald
41
Chronik des Fränkischen Reiches der folgenden Dekaden
590 / 600 / 610 / 620 / 630 / 640 / 650 / 660 / 670 / 680
nach dieser Zeit
Übersicht über die Geschichte Deutschlands
nach dieser Zeit
Übersicht über die Geschichte Frankreichs
Weblinks
Proximity
Home
Jahreschroniken
Länderchroniken