Christian Günther von Bernstorff

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Biografie

CHRISTIAN GÜNTHER GRAF VON BERNSTORFF

* 3. April 1769 in Kopenhagen, † 28. März 1835 in Berlin

Christian Günther von Bernstorff
  • Dänischer Gesandter in Preußen
  • Preußischer Staatsminister der auswärtigen Angelegenheiten
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03.04.1769 - Christian Günther von Bernstorff wird als Sohn des dänischen Staatsministers Andreas Peter Graf von Bernstorff und Henriette von Stolberg-Stolberg, einer Schwester von Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg, in Kopenhagen geboren. Er stammt aus einem alten, in Mecklenburg ansässigen, Adelsgeschlecht. Benannt wird er nach seinem Großvater, Graf Christian Günther zu Stolberg-Stolberg. Er wird von Privatlehrern erzogen werden und sein Vater wird ihm bereits frühzeitig Einblick in seine Arbeit gewähren.

1787 - Christian Günther von Bernstorff ist bereits mit 18 Jahren im dänischen Außenministerium auf verschiedenen diplomatischen Posten tätig. So fungiert er bei der Eröffnung des Reichstages in Stockholm als Vertreter Dänemarks.

1789 - Christian Günther von Bernstorff geht als Legationssekretär mit seinem Onkel mütterlicherseits, Friedrich Stolberg, des dänischen Gesandten in Preußen, nach Berlin.

1791 - Christian Günther von Bernstorff übernimmt von seinem Onkel den Posten des dänischen Gesandten in Preußen.

1794 - Der dänische Gesandte in Preußen Christian Günther von Bernstorf wird neuer Gesandter Dänemarks in Stockholm.

Mai 1797 - Der Vater des dänische Gesandten in Stockholm Christian Günther von Bernstorf erkrankt so schwer, dass sein Sohn nach Kopenhagen zurück beordert wird, um die Amtsgeschäfte des Vaters zu übernehmen.

1797 - Der dänische Gesandte in Stockholm Christian Günther von Bernstorf wird nach dem Tod seines Vaters dänischer Staatssekretär in Kopenhagen.

29.08.1800 - Der dänische Staatssekretär Christian Günther von Bernstorff wird zum Minister des Auswärtigen befördert. Sein Bruder Joachim wird als Direktor des auswärtigen Departments eine treue Hilfe für den neuen Minister. Gleich nach dem Amtsantritt wird von Bernstorff mit der Forderung Englands konfrontiert, dass vertragsgemäß dänische Handelsschiffe nicht mehr von Kriegsschiffen eskortiert werden dürfen. Dieser Forderung entspricht der neue Minister des Auswärtigen.

Januar 1801 - Der dänische Minister des Auswärtigen Christian Günther von Bernstorff gibt dem Zwang des russischen Zaren Pawel nach und erklärt England den Krieg aufgrund der Anmaßung der Engländer zum Durchsuchen von dänischen, preußischen und russischen Frachtschiffen.

1806 - Der dänische Minister des Auswärtigen Christian Günther von Bernstorff heiratet die 16jährige Tochter seiner ein Jahr jüngeren Schwester Elise von Dernath.

09.08.1807 - Eine Unterredung des dänischen Ministers des Auswärtigen Christian Günther von Bernstorff mit dem englischen Gesandten Jackson trägt dem Minister weithin den Ruf eines bedeutenden und ehrlichen Diplomaten ein. Bei einem durch mehrere Monate währenden Aufenthalt in London hat er zwar für Dänemark keine beträchtlichen Zugeständnisse zu erlangen vermocht, doch aber von seiner Person gefällige Eindrücke hinterlassen. Noch bedeutender ist die Meinung von seiner Persönlichkeit und seinen Talenten, welche er den preußischen Hofkreisen gelegentlich seiner Anwesenheit in Berlin im Vorjahr beizubringen wußte, und obwohl Dänemark in der Zeit seiner ministeriellen Führung die schwersten Heimsuchungen zu erfahren hat, ist man im allgemeinen nicht geneigt, dieselben dem Mangel an schärferer Durchdringung der europäischen Lage von Seiten des Ministers zuzuschreiben. Seine offene Ehrlichkeit lässt die Gebrechen seiner politischen Einsicht unerkannt.

1810 - Der dänische Minister des Auswärtigen Christian Günther von Bernstorff tritt aufgrund seiner verunglückten Politik einer bewaffneten Nation gegenüber Großbritannien aus dem aktiven Ministerdienst zurück und geht als dänischer Gesandter nach Wien.

14.01.1814 - Durch den Kieler Frieden tritt Dänemark in das alliierte Lager gegen Napoléon über.

1815 - Der dänische Gesandte in Wien Christian Günther von Bernstorff nimmt gemeinsam mit seinem Bruder und politischen Weggefährten Joachim für Dänemark am Wiener Kongress teil, auf dem das Land Norwegen an Schweden verliert. Nach der Rückkehr nach Dänemark wird von Bernstorff erneut als Diplomat nach Preußen entsandt, während Joachim Gesandter in Wien wird. Der dänische König hatte ihnen hierzu die freie Wahl ermöglicht.

April 1818 - Der preußische Staatsminister Karl August von Hardenberg macht dem dänischen Gesandten in Berlin Christian Günther von Bernstorff den Antrag, in preußische Dienste überzutreten.

16.09.1818 - Der dänische Gesandte in Preußen Christian Günther von Bernstorff lässt sich von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen abwerben und tritt in das preußische Kabinett als Staats- und Kabinettsminister in das bis jetzt von Karl August von Hardenberg geleitete Außenministerium ein, nachdem der dänische König Frederik VI. seinem Übertritt die Genehmigung erteilte. Vorerst wird sich von Bernstorff mit dem Unwillen mancher Kollegen auseinandersetzen müssen, dass man einem "Fremden" die Leitung von preußischen Angelegenheiten anvertraut. Auch muss sich von Bernstorff die Kritik gefallen lassen, dass er bislang als dänischer Minister kein besonderes Talent gezeigt habe. Andere wiederum sind von den "geselligen Künsten" des neuen Minister bezaubert.

25.12.1819 - Die Umbildung des preußischen Kabinetts wird von verschiedenen Beobachtern als ein Sieg des Ministers für auswärtige Angelegenheiten Christian Günther von Bernstorff angesehen. Wilhelm von Humboldt wirft diesem vor, dass er eine persönliche Schuld daran trage, dass Preußen sich die Karlsbader Beschlüsse aufdringen ließ. Es wird bekannt dass dieser Konflikt schließlich von Humboldt, von Beyme und von Boyen aus dem Kabinett drängte. Geschichtlich gemessen ist dieser "Sieg" von Bernstorffs eine Niederlage, die an dem Ansehen Preußens ihre einreißenden Spuren zurücklassen wird.

1825 - Der preußische Minister der auswärtigen Angelegenheiten Christian Günther von Bernstorff wird zum moderaten Reformer und setzt sich für die Beteiligung neuer Elemente an der Politik ein, ohne allerdings eine Verfassung zu fordern. Angesichts der Pariser Julirevolution und der sich anschließenden Krise in Europa mahnt er wie kein anderer, wieder ganz im Sinne der Familientradition, zur Bewahrung des Friedens und einer Nichteinmischung Preußens, Österreichs und Rußlands in die inneren Angelegenheiten Frankreichs. Er unterstützt die Herausgabe des Periodikums "Historisch-Politische Zeitschrift" und beeinflusst das Konzept des jungen Historikers Leopold Ranke. Ihr politisches Konzept ist ein friedliches Nebeneinander verschiedener Regierungsformen in den deutschen Landen und Europa. Radikale Reformen und Revolutionen sollen durch moderate Reformen überflüssig gemacht werden. Durch eine Lockerung der Zensur, transparentere Politik und die öffentliche Diskussion dieser Politik in der neuen Zeitschrift soll die Mittelschicht an der Politik teilnehmen. Bernstorff hält es für Preussens Aufgabe, die Differenzen innerhalb der Vielzahl deutscher Länder und Völker und deren Regierungs- und Wirtschaftsformen auszugleichen, Zölle abzubauen und eine Union der deutschen Regierungen und Völker zu befördern.

1828 - Der preußische Minister der auswärtigen Angelegenheiten Christian Günther von Bernstorff bezeichnet die Gefahr durch das Osmanische Reich für das Russische Kaiserreich als "gerechte Anforderung", wobei er vermutlich lediglich an die von der öffentlichen Meinung ersehnte Befreiung Griechenlands denkt.

Frühjahr 1831 - Der preußische Minister der auswärtigen Angelegenheiten Christian Günther von Bernstorff erhält aufgrund seiner fortlaufenden Krankheiten der letzten Jahre mit Jean Pierre Frédérik Ancillon einen engagierten Staatssekretär.

Mai 1832 - Der preußische Staatsminister der auswärtigen Angelegenheiten Christian Günther von Bernstorff legt offiziell infolge seines schlechten Gesundheitszustandes nach 14 Jahren sein Amt nieder. Inoffiziell wird er wegen seines Entwurfs zur Lockerung der Pressezensur gestürzt. Während seiner Ministertätigkeit unterstützte von Bernstorff die restaurative Politik und befürwortete die Demagogenverfolgung. Große Verdienste erwarb er sich bei der Herstellung der Zollvereinigungen deutscher Einzelstaaten mit Preußen, der Grundlage des späteren Deutschen Zollvereins. Als Ministers der auswärtigen Angelegenheiten stand er zunächst im Schatten Klemens Wenzel Lothar von Metternichs. Bis zu seinem Tod wird er aber zu den engsten persönlichen Beratern des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. gehören.

10.03.1833 - Der ehemalige preußische Staatsminister der auswärtigen Angelegenheiten Christian Günther von Bernstorff erleidet einen Schlaganfall und wird nun auch dienstunfähig, seine Aufgabe als Ratgeber des preußischen Königs zu erfüllen.

1834 - Der ehemalige preußische Staatsminister der auswärtigen Angelegenheiten Christian Günther von Bernstorff, der noch an den Folgen seines erlittenen Schlaganfalls im Vorjahr leidet, erfüllt sich einen sehnlichen Wunsch und unternimmt mit seiner Familie eine Reise nach Kopenhagen.

18.03.1835 - Der vor wenigen Wochen von einer längeren Privatreise nach Kopenhagen nach Berlin zurückgekehrte ehemalige preußische Staatsminister der auswärtigen Angelegenheiten Christian Günther von Bernstorff erleidet einen neuen Schlaganfall.

28.03.1835 - Der dänische und preußische Staatsmann und Minister Christian Günther von Bernstorff (* 3. April 1769 in Kopenhagen) stirbt in Berlin nach einem reichen und bewegten Leben und zehntägigem schweren Leiden. Er hinterlässt seine Frau Elise, die gleichzeitig seine Nichte war und mit der er 29 Jahre eine glückliche Ehe führte, sowie drei seiner Kinder, nachdem bereits drei weitere Söhne als Kleinkinder starben. Nur zwei Töchter folgen werden am 1. April dem mit allem Glanz und herkömmlichen Ehren beigesetzten Sarg folgen.

Christian Günther Graf von Bernstorff
(Königreich Dänemark / Königreich Preußen)
Vorgänger Amt Nachfolger
?
Minister des Auswärtigen
des Königreiches Dänemark

1800-1810
?
Karl August von Hardenberg
1810-1818
Staatsminister der auswärtigen
Angelegenheiten des
Königreiches Preußen

1818-1832
Jean Pierre Frédéric Ancillon
1832-1837

Quellen: